
Ein Gastbeitrag von Nadja Dietze
DLR Projektträger
AG Digitalisierung und Internationalisierung in der Bildung
Wer an Virtual Reality denkt, denkt häufig an die schöne, neue Welt und nicht unbedingt an ein Training in lebensbedrohlichen Notfallsituationen. Beim Projekt EPICSAVE ist das anders. Hier geht es ganz handfest um das Retten von Menschenleben.
Mit dem Anspruch, die berufliche Ausbildung von angehenden Notfallsanitätern und Notfallsanitäterinnen qualitativ zu verbessern, wurde im Projekt ein praxisnahes Simulationstraining entwickelt. Das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit im Konsortium ist eine realitätsnahe, bis ins Detail durchdachte virtuelle Welt, in der lebensbedrohliche Notfälle gefahrenfrei trainiert werden können.
Die Vorteile, die das Notfalltraining in der virtuellen Realität bietet, werden im Vergleich zur Kontrollgruppe besonders deutlich. Während die Kontrollgruppe auf lebensbedrohliche Notfälle wie z.B. einen allergischen Schock bei Kindern mithilfe einer Simulationspuppe vorbereitet wurde, konnte die Studiengruppe mithilfe einer VR-Datenbrille in eine virtuelle Umgebung eintauchen.
Beim konventionellen Training mit dem Einsatz einer Simulationspuppe ist die notwendige Diagnostik aufgrund der fehlenden Leitsymptome kaum möglich. Die Voraussetzung für dieses Simulationstraining war die Bereitschaft des Ausbildungspersonals, das Notfallszenario (mündlich) zu beschreiben und die Auskunft zum wechselnden Zustand der notfallbetroffenen Person kontinuierlich zu geben.
Demgegenüber kann die Studiengruppe in einem VR-Training die wichtigsten Leitsymptome wie Blaufärbung der Haut oder Schwellungen mit wechselnden Ausprägungen bei einem durch einen Avatar repräsentierten Kind beobachten. Hier können die angehende Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter die betroffene Person ohne Angst vor realen Konsequenzen untersuchen und behandeln. Über das Ergebnis ihrer Handlungen werden sie umgehend und realitätsnah über die Reaktion des notfallbetroffenen Avatars informiert. Bei diesem Training verschiebt sich auch die Rolle des Ausbildungspersonals: Während die Auszubildenden selbstständig die virtuelle Welt erkunden, können die Ausbildenden den simulierten Einsatz genauer betrachten und den Schwierigkeitsgrad des Notfallszenarios entsprechend der Handlungskompetenzen im Team anpassen. Rein virtuell werden so die Auszubildenden mit realitätsnahen Entscheidungs-und Handlungsanforderungen konfrontiert. Eine Erfahrung, die für kompetentes und souveränes Handeln im Notfall unverzichtbar ist.